Ein wahrer Paukenschlag ist die neue Preisindikation der Commerzbank für Mietkautionskonten. Waren diese bis zum 01.09.2021 kostenfrei, so werden diese seitdem, laut Preis-Leistungsverzeichnis, separat bepreist. Mit 59€ einmaliger Kosten für die Eröffnung ist die Commerzbank dabei der aktuell teuerste Anbieter im Vergleich:

AnbieterZinsKostenOnline möglichBerechnung
0,01%
0€ bei 700€ Geldeingang / Monat, sonst 4,50€/Monat
Ja, komplett - über DKB Girokonto einrichten
Anlagesumme: 1800,00€
Gesamt: 1800,00€
3 Jahre Zinsertrag: 0,54€
Nach 3 Jahren: 1800,54€
Zum Anbieter
0,01%
15 €
Nur Rendite-Sparkarte,
Keine Mietkaution online
Anlagesumme: 1800,00€
Gesamt: 1815,00€
3 Jahre Zinsertrag: 0,54€
Nach 3 Jahren: 1785,54€
Zum Anbieter
0%
59 €
Nur Sparprodukt,
Keine Mietkaution online
Anlagesumme: 1800,00€
Gesamt: 1859,00€
3 Jahre Zinsertrag: 0,00€
Nach 3 Jahren: 1741,00€
Zum Anbieter
0,01%
0 €
Nur in der Filiale
Anlagesumme: 1800,00€
Gesamt: 1800,00€
3 Jahre Zinsertrag: 0,54€
Nach 3 Jahren: 1800,54€
Zum Anbieter
0,01%
15 €
Nur Sparprodukt,
Keine Mietkaution online
Anlagesumme: 1800,00€
Gesamt: 1815,00€
3 Jahre Zinsertrag: 0,54€
Nach 3 Jahren: 1785,54€
Zum Anbieter


Rechtliche Hinweise: Der Vergleich bietet keinen kompletten Marktüberblick. Hauptrankingfaktor ist das Gesamtergebnis, welches anhand der Filtereinstellungen und den jeweiligen Produktkonditionen berechnet wird. Die Listung beginnt mit den größten Erträgen und endet mit den höchsten Kosten. Bei ertrags-/kostengleichen Produkten wird zusätzlich die Abschlussquote berücksichtigt. D. h. Produkte, die im Verhältnis zu den Aufrufen hier öfter gewählt werden, sind höher platziert.

Stand: 20.04.2024

+

Welche Gebühren kommen auf Mieter oder Vermieter bei der Commerzbank zu?

Im Preis-Leistungsverzeichnis der Bank sind zwei Bereiche aufgeführt, da die Bank das Kautionskonto sowohl für den Mieter als auch für den Vermieter anbietet:

Mietkautionskonto Vermieter (gültig bei Eröffnung ab 01.09.2021)

  • Einmaliges Bearbeitungsentgelt für die Eröffnung eines Mietkautionskontos (pro Kontoeröffnung) 59,00 EUR
  • Übermittlung des Kontoauszuges (pro Auszug)
    • papierhafter Jahresauszug (inkl. Porto), wenn der Kunde diese Form der Auszugsübermittlung
      anstatt eines Kontoauszuges über das Elektronische Postfach verlangt. 0,94 EUR
    • papierhafter Monatsauszug (inkl. Porto), wenn der Kunde diese Form der Auszugsübermittlung
      anstatt eines Kontoauszuges über das Elektronische Postfach verlangt. 1,35 EUR
  • Verwahrung von Einlagen oberhalb des Freibetrags für alle Einlagen- & Girokonten (Verwahrentgelt) 0,5% p.a.

Mietkautionskonto Mieter (gültig bei Eröffnung ab 01.09.2021)

  • Einmaliges Bearbeitungsentgelt für die Eröffnung eines Mietkautionskontos (pro Kontoeröffnung) 59,00 EUR
  • Verwahrung von Einlagen oberhalb des Freibetrags für alle Einlagen- & Girokonten (Verwahrentgelt) 0,5% p.a.

In Zeiten der Digitalisierung kann man die Gebühren für die Auszüge rechtfertigen und diese sind verständlich – das Bearbeitungsentgelt für die Kontoeröffnung erscheint jedoch willkürlich, insbesondere wenn man die Gebühren der Marktteilnehmer betrachtet.

Verwahrentgelt für die Mietkaution – die Büchse der Pandora geöffnet

Das Thema des Verwahrentgeltes auf die Mietkaution wird bereits seit 2018 durchdacht und politisch begleitet. Mehr dazu in dem Artikel zu Negativzinsen auf die Mietkaution.

Der letzte Stand dazu war eine Veröffentlichung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, welcher zu der Schlussfolgerung kam, dass:

Die Frage, welcher Zinssatz als üblich i.S.v § 551 Abs. 3 Satz 1 BGB anzusehen ist, bestimmt sich nach dem Zeitpunkt der Anlage.

Bis zu der Änderung der Commerzbank wurde durch keine Bank ein Verwahrentgelt auf die Mietkaution angewandt. Dies ist insbesondere deswegen relevant, da gemäß Mietrecht §551 die Mietkaution bei Anlage durch den Vermieter zu einem marktüblichen Zinssatz angelegt werden soll:

Der Vermieter hat eine ihm als Sicherheit überlassene Geldsumme bei einem Kreditinstitut zu dem für Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist üblichen Zinssatz anzulegen.

Die Zinsen auf dem Kautionskonto und die damit verbunden Negativzinsen sind somit nicht beliebig. Die deutsche Bundesbank veröffentlicht jeden Monat den Spareckzins für Spareinlagen – dieser ist bisher noch positiv, auch wenn viele Banken lediglich noch 0,01% Zinsen an den Endkunden weitergeben.

Nun könnte man argumentieren, dass die aktuelle Inflation von 3-4% sowieso den Wert der Kaution schrumpfen lässt, wenn diese nicht auf einem Kautionsdepot als Sachwert angelegt wurde – die Einführung eines Verwahrentgelts auf die Mietkaution gab es bis zu der Preisanpassung der Commerzbank jedoch noch nicht.

Ab wann wird ein Verwahrentgelt berechnet?

Auch wenn die Einführung eines Verwahrentgeltes auf die Mietkaution zunächst erschreckend wirkt, so ist die bisherige Regelung jedoch für die meisten Mieter und Vermieter irrelevant, da dieses erst ab Einlagen von 50.000€ greift.

Die durchschnittliche Mietkaution liegt in Deutschland laut Hochrechnung bei 1.156€ – sofern man demnach als Vermieter nicht alle Kautionen auf einem Konto sammelt und die Grenze für das Verwahrentgelt nicht sinkt, kommt das Entgelt erst einmal nicht zum Tragen.

  • Soweit ein Verwahrentgelt vereinbart ist, beträgt der Freibetrag über alle Einlagen- & Girokonten insgesamt 50.000,00 EUR.
    • Für ab dem 10.05.2021 neu eingerichtete Kundennummern beträgt der Freibetrag mit Wirkung zum 01.08.2021 insgesamt
      50.000,00 EUR. Dieser gilt ab 01.08.2021 grundsätzlich für alle Kunden, die nicht Verbraucher sind.
    • Für ab dem 01.10.2020 bis einschließlich 09.05.2021 neu eingerichtete Kundennummern beträgt der Freibetrag insgesamt 100.000,00 EUR.
    • Für ab dem 01.07.2020 bis einschließlich 30.09.2020 neu eingerichtete Kundennummern beträgt der Freibetrag insgesamt 250.000,00 EUR.
  • Der Freibetrag findet auf Insolvenzverwalter-Treuhandkonten keine Anwendung

Interessant bei der Ausführung ist, dass kein Entgelt auf Insolvenzverwalter-Treuhandkonten berechnet wird, die Mietkautionskonten von Vermietern jedoch ebenfalls als Treuhandkonten geführt werden – hierfür jedoch keine Ausnahme besteht.

Fazit zur Preiserhöhung der Commerzbank

Eine solch drastische Preiserhöhung wie von der Commerzbank ist spannend. Sofern sich der Markt in eine höhere Bepreisung von Kautionskonten bewegt und die Commerzbank eine der ersten Banken ist, die einen mutigen Schritt gewagt hat, so könnte dies richtungsweisend sein.

Gleichzeitig kann man jedoch im Markt beobachten, dass Banken wie die Postbank und die Deutsche Bank das Angebot der Kautionskonten einstellen und stattdessen Vertrieb für Mietkautionsbürgschaften von Kautionsfrei.de beginnen.

Als cleverer Mieter oder Vermieter muss man sich schon zweimal fragen, ob man die Gebühren bei der Commerzbank bezahlen möchte, oder nicht doch die digitalen Dienstleistungen einer Direktbank in Betracht zieht.

Vielleicht könnte dieser Vergleich jedoch auch ein Grund für die Preiserhöhung sein – wenn jemand bereit ist einen solch hohen Preis für die Eröffnung eines Kautionskontos zu bezahlen, dann soll es so sein – auf alle Anderen wird es vermutlich eine abschreckende Wirkung haben.


Zuletzt aktualisiert am

Autor: Mietkaution Redaktion

Unsere Redaktion setzt sich aus erfahrenen Finanzexperten zusammen. Damit Sie als Mieter und Vermieter auf dem neuesten Stand bleiben, sorgen unsere Redakteure regelmäßig mit aktuellen Artikeln dafür, dass Sie über alle Themen rund um die Mietkaution schnell und unkompliziert informiert werden.