Auf der Website mietkautionskonto.info wird seit mehr als 10 Jahren zu dem Thema Mietkaution berichtet, die aktuellen Zinsen und Konditionen für Sparkonten bereitgestellt und verglichen und auch neue Möglichkeiten für die Mietkaution betrachtet. So konnte bspw. das interessante Produkt des Mietkautionsdepots auf Basis eines Robo Advisors mit Growney erdacht werden, ein Produkt welches insbesondere aufgrund der Geldpolitik und Zinsentwicklung Anklang bei Mietern und Vermietern findet.

Bei der Beobachtung der Entwicklung von Finanzmärkten kommt man nicht umhin, das Thema Kryptowährungen als neue und bleibende Markterscheinung zu sehen. Waren die neuen Währungen noch vor einigen Jahren in den Kinderschuhen und der Umgang glich einer Wild-West-Stimmung, so kann man mittlerweile beobachten, dass sich das Umfeld gewandelt hat und immer mehr etablierte Banken und Versicherungen Kryptowährungen als alternative Asset-Klasse betrachten und Produkte sowie Services dafür anbieten. Sofern die Meldung von Finance Fwd und Finanz-Szene sich bewahrheitet, soll selbst die Sparkassen Gruppe in Deutschland an einem Krypto-Wallet Produkt für Ihre Kunden arbeiten.

Das Thema der Mietkaution, so sollte man meinen, müsste doch prädestiniert dafür sein ebenfalls mit Kryptowährungen umgesetzt zu werden, zumindest kamen bereits 2017 Bitcoin-Pioniere auf die Idee, die Kaution in Form von Bitcoin zu hinterlegen. Es hat trotzdem noch 4 Jahre gedauert, bis das dann tatsächlich zum ersten Mal in Südafrika umgesetzt wurde – Quorum Holdings hat zum ersten Mal eine Mietkaution in Bitcoin oder Ethereum akzeptiert. Das Thema Mietkaution bzw. Verpfändung und Sicherheiten für Güter wird in diesem Fall über die, auf asiatische und afrikanische Fiatwährungen spezialisierte, Kryptobörse Luno abgewickelt. Die Besonderheit liegt sicherlich darin begründet, dass Quorum Holdings als Immobilienfirma und Vermieter mit den Marktschwankungen der Kryptowährungen umgehen kann sowie auf die Börse Luno vertraut und sich damit erhofft eine bestimmte Mieterklientel anzusprechen.

Dass diese Lösung lange nicht für alle Vermieter und Mieter funktioniert, ist nicht schwer zu erkennen. Wie kann also eine Mietkaution in Form von Kryptowährungen und mit Hilfe einer Blockchain realisiert werden?

Welche Ziele müssen bei einer Mietkaution erfüllt werden?

Da es je nach Land unterschiedliche Legislaturen gibt, welche die Mietkaution regeln, betrachten wir zunächst die eigentlichen Ziele, wieso eine Mietkaution genutzt wird, was damit verfolgt wird und welche methodischen Schritte notwendig sind um dies abzubilden:

  • Eine Sicherheit während der Mietdauer für den Vermieter bieten
  • Eine Auszahlung an den Vermieter im Schadensfalls gewährleisten
  • Einen Mediator im Streitfall anbieten um zu entscheiden ob eine Mietkaution in welcher Höhe ausgezahlt wird
  • Eine Investition während der Mietdauer für den Mieter bieten
  • Eine Zurückzahlung der Mietkaution und dadurch Enthaftung des Mieters gewährleisten

Die einzelnen Punkte kann man je nach Kautionsart unterschiedlich gewichten, nicht immer sieht sich eine Bank, Börse oder Versicherung bspw. als Mediator und die Kaution muss nicht zwingend eine Investition für den Mieter darstellen.

Nun, da klar ist welche Aufgaben zu erfüllen sind, kann eine Umsetzung mit der vorhandenen Technologie angedacht werden.

Wie kann eine Mietkaution auf Basis einer Blockchain aussehen?

Zunächst müsste geklärt werden, ob die Plattform welche die Technologie bereitstellt, zentral oder dezentral genutzt werden soll. Das zentrale Modell ist den meisten Menschen altbekannt – es ist aktuell bspw. die Bank oder Versicherung, welche die Einlagen verwaltet und im Zweifelsfall als Mediator einsteht. Gleichzeitig haben hierbei Mieter und Vermieter jedoch noch eine zusätzliche Sicherheit in Form einer Einlagensicherung, welche für Fiatwährungen innerhalb der Eurozone gilt.

Möchte man demnach nun schlicht die Währung austauschen und statt dem Euro eine Kryptowährung nutzen, so kann dies bspw. durch eine zentrale Verwaltungsplattform gelöst werden. In diesem Artikel im Manager Magazin, wird jedoch einer der größten Nachteile einer zentralen Plattform beschreiben: Bei Konkurs der Plattform droht der Zahlungsausfall. Wenn Banken mit Einlagensicherung zukünftig eine Möglichkeit anbieten Kryptowährungen zu speichern und zu verwalten und hierfür ebenfalls eine Einlagensicherung bieten, so wäre dies eine Option um die Kaution in einer Kryptowährung zu leisten.

Bei einem zentralen Ansatz würde man somit die bisherige Form schlicht mit neuen Währungen nutzen und hätte eine geringere Sicherheit als zuvor. Vermutlich ist dies auch ein Grund wieso sich diese Idee bisher noch nicht all zu stark verbreitet hat.

Die Lösung liegt demnach in dezentralen Plattformen, wie dies bspw. von Aave oder Compound angeboten wird. Hier soll mittels Smart Contracts die Verpfändung und Enthaftung bzw. Auflösung der Verpfändung abgewickelt werden.

Ein Smart Contract für die Kaution

Der Ablauf ist relativ schnell erklärt bspw. auf dem Aave Protokoll für einen Smart Contract:

  1. Der Mieter hinterlegt einen Kautionsbetrag in Form einer Kryptowährung von einer Börse die Liquidität bietet (Deposit)
  2. Der Wert wird anschließend an den Vermieter verpfändet (Borrow) und kann dadurch vom Mieter nicht mehr genutzt werden. Während der Mietdauer erfolgt eine Zinszuweisung in Form von aTokens
  3. Zieht der Mieter wieder aus, werden die Werte durch den Vermieter ganz oder teilweise zurück gegeben (Repay)
  4. Kommt es zu einem Schadensfall, so behält der Vermieter die Werte und kann diese an einer Börse wiederum liquidieren

Aave bietet lediglich die Infrastruktur für den Smart Contract, die eigentlichen Werte werden jedoch an den Börsen gehandelt und ggf. auch dort gespeichert, sofern keine Cold Wallet zum Einsatz kommt.

Offen bei diesem Protokoll ist die Festlegung der Treuhändischen Verwaltung, welche es dem Vermieter zwar ermöglicht im Schadensfall die Werte zu liquidieren, jedoch ansonsten keinen Zugriff gewährt und somit möglichen Missbrauch verhindert. Dies müsste im Smart Contract in einer noch zu definierenden Form ebenfalls hinterlegt werden.

Ebenso fehlt eine Instanz, welche als Mediator im Schadensfall oder Streitfall genutzt werden kann.

Als neue Mietkautionsform wäre somit eine Blockchain-basierte Lösung denkbar, die Gebühren hierbei orientieren sich zunächst an den Third-Party Diensten für die Bereitstellung der Smart Contract Infrastruktur. Sofern ein Dienst die Rolle des Mediators übernimmt, kann eine Kaution unabhängig einer zentral kontrollierten Fiatwährung dezentral umgesetzt werden.

Welche Vorteile ergeben sich durch diese Art der Kautionshinterlegung?

Einer der größten Kritikpunkte bei der aktuellen Mietkaution besteht daraus, dass der Mieter und Vermieter aufgrund marginaler Guthabenzinsen und zusätzlicher Inflation die Sicherheit in jedem Jahr der Miete im Grunde genommen verringert. Das kann nicht der Sinn der Sicherheit sein und erinnert eher an Schwundgeld, welches möglichst schnell wieder in den Umlauf soll. Bei einer hinterlegten Kaution sollte ein Werterhalt gegeben sein, oder aber im Besten Fall ebenfalls eine Wertsteigerung durch die Investition erfolgen. Dies ist durch die Wertschwankung und dem Handel der Währung an den Börsen gegeben.

Wertschwankungen sind jedoch auch einer der größten Kritikpunkte und eine Sache, welcher sich Mieter und Vermieter bewusst sein sollten.

Einer der Vorteile in der dezentralen Verwaltung und dem Halten der Währung läge jedoch darin, an keine zentrale Notenbank gekoppelt zu sein. Der Kurs der Währung ergibt sich größtenteils aus dem damit verbundenen Handel und viele Kryptowährungen sind darauf ausgelegt, dass die Anzahl der verfügbaren Werte limitiert ist.

Was passiert mit dem angelegten Kapital?

Eine Möglichkeit, welche sich durch die Nutzung der Kryptowährung ergibt sind nachgelagerte Nutzungsmöglichkeiten. Bspw. ein Crowdsourcing der Kaution, welche es Mietern ermöglicht sich die Kaution von anderen Marktteilnehmern direkt zu leihen, welche wiederum hierfür die Rendite erhalten. Coincentral beschäftigt sich mit dem Thema, woher das Kapital für die Kaution kommt und hat Rentberry wird als Beispiel genannt, welches genau diesen Ansatz beschreibt.

Hier kann der Mieter noch weitere Bürgen hinzuziehen und das Geld für die Kaution durch verschiedene Parteien hinterlegen lassen. Vergleicht man diese Strategie mit Peer to Peer Kreditplattformen, so besteht nicht mehr all zu viel Unterschied, lediglich die Verpfändung der Kaution wurde als weitere Abstraktion hinzugefügt.

Wie könnte eine Schadensabwicklung funktionieren?

Die Schadensabwicklung ist einer der Dreh- und Angelpunkte in einer möglichen Plattform. Bisher haben dies die Banken und Versicherungen übernommen und hierfür analoge oder digitale Lösungen geboten. Immer mehr Versicherungen bieten ebenfalls Schadensportale an, welche es ermöglichen die Klärung der Sachlage aufgrund eingereichter Dokumente zu klären.

Letztendlich erfordert eine dezentrale Lösung jedoch einen Mediator, welcher den Disput unparteiisch lösen kann und dabei keinen Nutzen aus der Transaktion gewinnt, sondern ggf. die Plattform der Abwicklung bereitstellt und darüber profitiert. Im traditionellen Sinne haben diese Funktion die Gerichte im jeweiligen Land bei einer Eskalation übernommen, bei der Abwicklung einer Mietkaution sollte dies jedoch vorab zwischen den Parteien geklärt werden.

Smart Contract Lösungen wie Timelock und Voting, wie dies bspw. bei Compound realisiert ist, wären ebenfalls denkbar als Optionen innerhalb einer Mediator-Plattform für Kautionsdispute.

Sie finden Themen rund um die Mietkaution genauso spannend wie wir?

Tragen Sie sich hier in unseren kostenlosen Newsletter ein und erhalten Sie monatlich Nachrichten rund um das Thema Kaution und Immobilien:


Zuletzt aktualisiert am

Autor: Mietkaution Redaktion

Unsere Redaktion setzt sich aus erfahrenen Finanzexperten zusammen. Damit Sie als Mieter und Vermieter auf dem neuesten Stand bleiben, sorgen unsere Redakteure regelmäßig mit aktuellen Artikeln dafür, dass Sie über alle Themen rund um die Mietkaution schnell und unkompliziert informiert werden.